Ein bisschen Schottland im Thurgau
Aus einer alten Käserei wurde eine grosse Destillerie – der Inhaber zeigt den Neubau
Fünf Giebel mit grossen Fenstern sieht man in die Höhe ragen, wenn man von Affeltrangen in Richtung Strohwilen fährt. Es ist ein nagelneuer Komplex, der am Horizont erscheint. Leisten in farbigen Herbsttönen zieren die Fassade – mittendrin eine alte Käserei, die im Zuge des Neubaus saniert wurde. Die Macardo Swiss Distillery hat ordentlich aufgerüstet. Inhaber der Destillerie ist Andy Bössow, der die letzten 15 Jahren mit seiner Familie in Dubai lebte. «Das Destillieren war schon immer meine Leidenschaft und mein Hobby. Als meine Frau mich kennenlernte, wunderte sie sich über meine aussergewöhnlichen Bettlektüren», sagt Bössow an der Eröffnung der Destillerie am Dienstagnachmittag und schmunzelt. Eines Tages hätte ihm ein Freund nach Dubai geschrieben und darauf aufmerksam gemacht, dass in Strohwilen eine kleine Destillerie zum Verkauf stünde. «Während unseren Ferien in der Schweiz haben wir uns das einmal angeschaut und sie kurzerhand gekauft.» Doch bei der alten Käserei sollte es nicht bleiben. Vor einem Jahr war die Grundsteinlegung für den Neubau, heute erstrahlt die Destillerie in neuem Glanz. Mit der nachhaltigsten Brennerei der Schweiz ist die Macardo ein Vorreiter in der Branche. «Wir arbeiten mit regionalen Zutaten, haben Solarenergie und Erdwärme und alles, was ausgeschieden wird, wird zu Biogas», erzählt der Inhaber stolz. Zudem profitiere die Destillerie von der hauseigenen Wasserquelle, die für das Abkühlen der Kessel genutzt werden würde. «Früher hatte jede Käserei eine eigene Quelle. Da haben wir jetzt Glück.» In der alten Käserei, die 1904 gebaut wurde, befinden sich heute zwei Brennkessel, an denen Destilleriemeister Bartholomäus Fink arbeitet. «Er ist unser Master im Destillieren.» Fink feuert die Brennkessel mit einem Holzofen mit Holz aus lokalen Wäldern an. Im modernen Fasskeller ist jedes Fass einzeln an der Wand aufgehängt. «An jeder Halterung ist ein Zähler angebracht, der einmal täglich per Datenübertragung sendet, wie viel Produkt dem Fass entwichen ist», erklärt Andy Bössow. Zehn Hotelzimmer, zwei Apartements, ein Walk-in-Shop und die Honesty-Bar runden die Destillerie ab. «Wir wollen ein Erlebnis bieten. Bei uns können Rundgänge gebucht werden oder man kann einfach einmal auf dem Land entspannen.» Auch Augustin Mettler, der Präsident der «Schweizer Brenner» ist begeistert: «Die Macardo Swiss Distillery zeigt eine Richtung an, in die unsere Branche in Zukunft gehen könnte.» Ab 28. November wird die Distillery mit B&B eröffnet.
Autor: jac